Sharpe-Reihe

Aus HMS Lydia - Lexikon marinehistorischer Romane
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1815 ||- Sharpe's Ransom || 2003 || ||
Jahr Originaltitel Erscheinungsjahr Deutschland Frankreich
1799 Sharpe's Tiger 1997
1803 - Sharpe's Triumph 1998
1803 - Sharpe's Fortress 1999
1805 - Sharpe's Trafalgar 2001
1807 - Sharpe's Prey 2002
1809 - Sharpe's Rifles 1988
1809 - Sharpe's Havoc 2003
1809 Sharpe's Eagle 1981
1810 Sharpe's Gold 1981
1810 Sharpe's Escape 2004
1811 - Sharpe's Fury 2006
1811 - Sharpe's Battle 1995
1811 - Sharpe's Company 1982
1812 - Sharpe's Sword 1983
1812 - Sharpe's Skirmish 2002
1812 - Sharpe's Enemy 1983
1813 - Sharpe's Honour 1985
1813 - Sharpe's Regiment 1986
1813 Sharpe's Christmas 2003
1814 Sharpe's Siege 1987
1814 - Sharpe's Revenge 1989
1815 - Sharpe's Waterloo 1990
1820-21 - Sharpe's Devil 1992

Richard Sharpe – der ewige Rogue

Um 1980 ging der Engländer Bernard Cornwell aus Liebe zu einer Amerikanerin in die USA. Da er keine Arbeitserlaubnis erhielt beschloß er, Romanautor zu werden und schrieb sein Erstlingswerk „Sharpe’s eagle“. Eine Legende war geboren. In der Zwischenzeit hat Cornwell eine Menge historischer Abenteuerromane und einige zeitgenössische Thriller geschrieben und gilt zu Recht als einer der erfolgreichsten Autoren im Bereich der historischen Unterhaltungsliteratur.

Die aktuell 20-bändige Sharpe-Serie erzählt die Geschichte des englischen Soldaten Richard Sharpe vom Private zum Lieutenant Colonel, stets nicht gerade an der Seite, aber im Dunstkreis Wellingtons, von der Belagerung der indischen Stadt Seringapatam 1799 bis Waterloo 1815. Dazu ein Epilog an der Seite Cochranes im chilenischen Unabhängigkeitskrieg 1820.

Die Serie ist nicht chronologisch geschrieben. Zuerst hat Cornwell den Krieg auf der Iberischen Halbinsel behandelt, mit Sharpe als Offizier der 95th Rifles auf Abwegen. Danach ging er in der Zeit zurück und erzählte uns, wie aus dem ehemaligen Dieb ein Offizier und (nicht wirklich) Gentleman wurde. Zur Zeit ist er neben anderen Projekten damit beschäftigt, Lücken in Sharpes Lebenslauf zu füllen. Dies führt zu gelegentlichen Widersprüchen bei der Handlung. Ein Preis, den ich aber gerne für Prequels zahle.

Die Romane verlaufen nach dem gleichen Schema, fast immer steht eine große Schlacht im Mittelpunkt, die gegen Ende zum großen Showdown führt, wo Sharpe dann seine aktuellen Feinde besiegt oder auch nicht und meist für Wellington den Tag rettet. Öd? Nicht im geringsten! Die Schauplätze unterscheiden sich, die Feinde, teilweise die GefährtInnen, die Situation und natürlich die Schlachten. Cornwell hat eine wahre Gabe im Schildern von Schlachten.

Die größte Stärke der Serie ist Sharpe selbst. Ein interessanter, liebenswerter Romanheld, fehlbar, unmoralisch (gelegentlich Dieb, Mörder, Ehebrecher ...), gleichzeitig von einem starken Ehr- und Loyalitätsgefühl beseelt. Und, was wohl vor allem die weiblichen Leser anspricht, er ist verdammt (mit Fluchwörtern sollte man in dieser Serie kein Problem haben, ich habe noch selten eine solche faszinierende Ansammlung von „damned“, „bloody“, etc. gelesen) sexy. Ein Mann, den eine Lady gern in ihrem Bett hätte, aber nicht in ihrem Salon. Dennoch ist gerade er bei Frauen extrem anfällig und verliebt sich manchmal allzu schnell. Seine Herkunft wird er niemals los, er ist, im wahrsten Sinn des Wortes, ein „son of a bitch“, Bastard eines unbekannten Vaters und einer Dame des horizontalen Gewerbes, aufgewachsen in der Londoner Unterwelt. Daher ist es kein Zufall, daß seine Feinde manchmal die gleiche Uniform tragen wie er selbst. Und gleichzeitig ist es diese Herkunft, die ihn geprägt hat und ihn so einzigartig macht.

Ihm zur Seite steht eine wechselnde Gruppe von Freunden, Frauen und Gefährten. An allererster Stelle Sergeant Patrick Harper, sein getreuer irischer „Sancho Pansa“, dessen Aufgabe es ist, Sharpe „alive and amused“ zu halten, und der vor allem dann hervortritt, wenn Cornwell ihm erlaubt, mehr als ein Stichwortgeber zu sein. Nicht zufällig sind vor allem diese Bücher oft meine Favoriten. Einen Sharpe hätte ich auch gerne mal für ein Wochenende, einen Harper würde ich aber vom Fleck weg heiraten. Dann seine übrigen Riflemen, Soldaten des 95th, die mit ihm auf Abwege geraten sind und sich in Spanien in einem (erfundenen) Linienregiment wiederfinden. Dies als schriftstellerische Finte Cornwells, der unbedingt einen Rifleman als Helden wollte, aber unabhängig von den Einsätzen dieses Regiments. Allerdings bleiben diese Männer in der Romanserie bis auf wenige Ausnahmen eine gesichtslose Gruppe. Deprimierend ist ihr langsames Dahinschwinden, bis ihm am Ende nur Harper bleibt.

Erwähnt werden müssen auch Hogan, der Aufklärungsoffizier, Frederickson, der teuflisch aussehende halbdeutsche Rifles-Offizier, Price, der fröhliche Säufer und viele andere. Und natürlich die Frauen, von denen vor allem die Partisanin Teresa, die „goldene“ Marquesa, das Traumbild Jane und die kühle Lady Camoynes herausstechen. Und, last but definitely not least, Wellington himself. Seine Rolle beschränkt sich gelegentlich auf eine extrem unterkühlte Unterhaltung, manchmal etwas mehr. Das Verhältnis ist kein herzliches, aber ein notwendiges. In Cornwells Welt könnten sie beide nicht ohne einander und Sharpes Karriere ist eng mit der Wellingtons verknüpft. Und vice versa, denn ohne Sharpe hätte Wellingtons Karriere schon in Indien geendet. Außerdem erkennt er richtig, daß Sharpe zwar ein „Rogue“ (eher unübersetzbar, sowas wie ein Halunke) ist, aber „sein“ Rogue – und solche Leute sind praktisch.

Großen Bekanntheitsgrad hat die Serie durch die bisher 14teilige TV-Verfilmung erhalten, in der sich vor allem Sean Bean in der Titelrolle hervorgetan hat.