Chatham

Aus HMS Lydia - Lexikon marinehistorischer Romane
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Chatham, am Fluss Medway gelegen, ist über viele Jahrhunderte eine der wichtigsten Werften in England gewesen. Über 400 Schiffe wurden dort gebaut und Tausende repariert. Bereits sehr früh nutzte man die natürlichen Gegebenheiten am Fluss für die Reparatur von Schiffen. Bei Flut konnten die Schiffe nahe ans Ufer gebracht und während der Ebbe repariert werden. Mit der fortschreitenden Technologisierung wurden aufwändigere Bauten notwendig und so wurde 1570 die „Chatham Dockyard“ gegründet und durch Elizabeth I zu einer königlichen Werft aufgewertet.

Vor allem die gute strategische Lage im Krieg gegen Holland führte zu einem Aufschwung der Werft. Dabei wäre es beinahe zu einer Katastrophe gekommen, als 1667 ein holländischer Angriff fast die Werft erreicht hätte.

Während des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Chatham zu der größten Reparaturwerft, da die Schiffe der Royal Navy von dort sehr schnell wieder in die Einsatzgebiete entsenden werden konnten.

Im Zeitalter der Segelschiffe erwies sich die ca. 8 Meilen lange Auffahrt über den Medway als zu umständlich und so wandelte sich Chatham langsam von der Reparatur- zur Bauwerft. Ein weiteres Problem war die Versandung des Flusses, so dass man die Werft näher an die Flussmündung verlegen musste. Nachdem Frankreich im Verlauf des 18. Jahrhunderts zum englischen Hauptgegner wurde, verlor Chatham weiter an Bedeutung. Das an der Südküste gelegene Portsmouth wurde ausgebaut und mit Plymouth sogar eine komplett neue Werft errichtet.

Sir Thomas Slade entwarf und baute von hier einige der erfolgreichen 74er und Fregatten. Die HMS Victory (1765) gehört zu den berühmtesten Schiffen die dort entstanden sind. 1770 gab es in Chatham 4 “slip ways” und weitere 4 große Docks. Rund 1600 Menschen in 26 Berufen arbeiteten zu dieser Zeit in der Werft, auf dem Höhepunkt der napoleonischen Kriege sogar mehr als 2600. Man konzentrierte sich auf den Bau von Schiffen des 1. bis 3. Ranges in der königlichen Werft, während Aufträge für die kleineren Schiffe mehr und mehr an zivile Werften rund um Chatham vergeben wurden.

1869 wurden Deptford und Woolwich geschlossen. Daraufhin gewann Chatham weiter an Bedeutung und spielte auch in den Kriegen des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle.

Chatham wurde 1983 geschlossen. Danach wurde die komplette Anlage in drei Teile aufgeteilt. Der östliche Hafenteil wird heute als kommerzieller Hafen genutzt. Ein weiterer Teil wird als Industriegebiet genutzt. Für uns besonders interessant ist jedoch der verbleibende Teil, der mit ca. 324,00 qm das „Chatham Historic Dockyard“ bildet.

Dieser Teil entspricht ungefähr dem Kern Chathams während des 18. Jahrhunderts und kann heute als Museumswerft besichtigt werden. Chatham ist die am besten erhaltene Werft aus dem Zeitalter der Segelschiffe.

Die historischen Kriegsschiffe HMS Gannett (1878), HMS Cavalier (R73) and HMS Ocelot (S17) liegen in der Museumswerft. Die viktorianische Seilerei und das angeschlossene „Museum of the Royal Dockyard“ zeichnen ein detailliertes Bild vergangener Zeiten. In der „Wooden Walls Gallery” wird der Bau der HMS Valiant (74) exemplarisch dargestellt.